Der programmatische Titel des Museums „Ein Haus erzählt (seine) Geschichte“ verweist auf die Intention und den Leitgedanken des Bauernhausmuseums. Das Haus erzählt die Geschichte und den Alltag seiner Bewohner. Der Blick schweift aber auch hinaus in das dörfliche Leben der jeweiligen Zeit, zu den politischen Ereignissen, den Veränderungen im sozialen, wirtschaftlichen und technischen Bereich wie auch deren Einfluss auf das Leben vor Ort.
Jeder Raum erzählt die Geschichte einer bestimmten Zeit: der Kuhstall über das Jahr 1800, unmittelbar nachdem das Haus 1785 nach Gebersheim kam. Der Pferdestall hat die Zeit des Ersten Weltkriegs im Blick, die Küche erzählt von der Hausarbeit in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, die Schlafkammer der argentinischen Nichte Margarete berichtet von der Kindheit in der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs.
Dann sind da noch die Schlafkammer des Dorfschultheißen Conrad Jacob Häcker aus den Jahren 1870/71 und das Wohnzimmer des letzten Bewohners Wilhelm Häcker (1898 bis 1986) mit seinem von politischen Brüchen geprägten Leben. Er erlebte das Kaiserreich, die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus und die Bundesrepublik.
Der Rundgang durch das Museum informiert ebenso über die Baugeschichte und die hausgeschichtlich interessanten Besonderheiten. Keller und Waschküche dürfen ebenso wie Schweineställe, Hühner- und Gänsestall nicht fehlen. In einem Nebengebäude wartet das Museum noch mit einer weiteren Besonderheit auf: einem Göpelhaus.
In der Ausstellungsscheune stehen – wie kann es im Strohgäu anders sein – der Getreideanbau und das Dreschen im Vordergrund. Pflüge und Eggen erzählen Technikgeschichte und beginnt mit einem Pflug aus der Hohenheimer Pflugfabrik. Auf dem Freigelände des Museums befindet sich ein weiteres Kleinod des Museums: der liebevoll gepflegte Bauerngarten…
Aber nicht zuletzt: Im Bauernhausmuseum befindet sich eine Gedenkstätte für Albrecht und Elisabeth Goes. Albrecht Goes (*1908, †2000) war ein deutscher Schriftsteller und protestantischer Theologe („Unruhige Nacht“). Von 1938 bis 1953 war er Pfarrer in Gebersheim. Im Jahr 1940 wurde er als Militärpfarrer einberufen.
Seine Frau Elisabeth Goes (*1911, †2007) betreute bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs das Pfarramt und den Mädchenkreis. Ab 1944 bot sie jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern Zuflucht im Gebersheimer Pfarrhaus. 1991 wurde sie als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.